Ortsteil der Bergstadt Scheibenberg / Erz
Oberscheibe
© 1998-2020 - Jens Ingo Kreißig
De Dorfschul in dr Scheib
Ah de “Post” genannt
Als
Scheibenberg
einen
neuen
Schuldirektor
bekam,
der
den
Nachmittagsunterricht
einführte,
beschloss
die
Gemeinde,
eine
eigene
Schule
zu
bauen,
weil
sie
ihre
Kinder
nachmittags
zur
Feldarbeit
in
der
Landwirtschaft
benötigten.
Noch
im
Herbst
1876
begann
man
mit
dem
Kellerbau.
Das
Grundstück
stellte
der
Erbrichter
Fiedler,
seinerzeit
Gemeindevorsteher,
zur
Verfügung.
Außerdem
gewährte
er
aus
seiner
im
Straßengraben
vorbeiführenden
privaten
Wasserleitung
einen
Zulauf
in
Strohhalmstärke.
Am
29.05.1877
erfolgte
das
Bauheben
und
die
Einweihung
des
Schulgebäudes
(Ortsl.-Nr27c) fand am 1.10.1877 statt.
An der Schuleinweihungsfeier haben unter anderem teilgenommen:
Herr Amtshauptmann
Dr.v.
Bernewitz
Annaberg
Herr Schulrat
Dr.
Spieß
Annaberg
Herr Superintendent
Dr.
Schmidt
Annaberg
Herr Bezirksarzt
Dr.
Stiehler
Annaberg
Herr BrandversInsp.
Steitmann
Annaberg
Herr Schuldirektor
Schlegel
Scheibenberg
Herr Kantor
Schiefer
Scheibenberg
Herr Lehrer
Heyn und
Oberscheibe
Gemahlin
Dorfschule in den 60iger Jahren
Das
Musikchor
aus
Scheibenberg
spielte
für
35,25M
von
vormittags
10
Uhr
bis
nachts
2
Uhr.
Der
Schulbau
wurde
vom
Bauunternehmer
Christian
Altmann
aus
Crottendorf
ausgeführt.
Dabei
leisteten
die
Einwohner
durch
Spenden
(Holz,
Steine,
Transporte)
und
Mitarbeit
entsprechende
Hilfe.
Die
Gesamtkosten
betrugen
8.318,48M
und
wurden
durch
ein
Darlehn
des
landwirtschaftlichen
Kreditverein
Sachsen
zu
Dresden
in
Höhe
von
7.000,-M
und
einer
Beihilfe
des
Königlichen
Staats
Ministeriums
zu
Dresden
in
Höhe
von
2.000,-M
finanziell
gedeckt.Für
die
Schulturmuhr
wurden
an
den
Uhrmacher
G.
Braun,
Buchholz,
520,-M
bezahlt.
Die
kleine
Glocke
wurde
für
200,-M von der Firma Jul. Schneider & Co., Buchholz, käuflich erworben.
Uhrwerk zum Aufziehen
Die wöchentlich aufzuziehende Uhr trägt die Firmenaufschrift:
Max Hahn
Thurmuhrenfabrik
Zwickau / Sachsen
Inh. Patent N° 93531
Das
Uhrwerk
läuft
heute
noch
einwandfrei,
lediglich
das
Schlagwerk
(alle
¼
und
alle
volle
Stunde)
wurde
infolge
der
Witterungseinflüsse
(Wasserschäden)
außer
Betrieb
genommen.
Bei
der
Sanierung
der
Dorfschule
in
den
Jahren
2005/06
wurden
die
Turmuhr
und
das
Schlagwerk
überholt.
So
konnte
man
am
05.05.
2006
um
15:00
Uhr
die
Turmuhr
wieder
schlagen
hören.
1879
gingen
9
Knaben
und
11
Mädchen
in
die
I.
Klasse
(1.-4.
Schuljahr)
und
13
Knaben
und
8
Mädchen
in
die
II.
Klasse
(5.-8.
Schuljahr).
Erster
Lehrer
war
Emil
Heyen,
später
Walter
Richter,
gebürtiger
Zschopauer.
Die
Lehrerwohnung
befand
sich
im
ersten
Stock
des
Schulgebäudes.
Der
Wäscheplatz
wurde
zugleich
als
Turngarten
genutzt.
Bei
schlechtem
Wetter
diente
der
Hausflur
als
Turnraum.
1937
wurde
vom
Volksbildungsministerium
angeordnet,
dass
die
Kinder
der
5
oberen
Klassen
nach
Scheibenberg
in
die
Schule
zu
gehen
haben.
Ein
Streik
der
Eltern,
ihre
Kinder
nicht
nach
Scheibenberg
zu
schicken,
wurde
mit
polizeilicher
Strafandrohung
beantwortet.
Lediglich
die
3
unteren
Klassen
wurden
vorerst
noch
in
Oberscheibe
beschult,
bis
Herr
Lehrer
Richter
zum
Kriegsdienst
einberufen
wurde.
In
den
freigewordenen
Schulzimmern
wurde
1944
eine
Wohnung
eingebaut
und
gleichzeitig
die
Haustür
von
der
Hof-
zur
Straßenseite
versetzt.
Ferner
verlegte
man
die
Wasserleitung
vom
Wassertrog
(im
Hof)
bis
ins
Waschhaus.
Bei
Trockenperioden
fiel
oft
der
Zulauf
aus,
so
dass
die
Mieter
ab
1957
(Herbst)
glücklich
waren, als der Anschluss an das öffentliche Trinkwasserversorgungsnetz erfolgte.
Glocke im Turm
Während
des
2.Weltkrieges
wurde
die
Glocke
befehlsgemäß
abgeliefert
und
einge-
schmolzen.
Nach
Kriegsende
erhielt
Oberscheibe
über
das
Landeskirchenamt
eine
andere
Glocke,
die
in
Grumbach
nicht
mehr
benötigt
wurde,
zum
günstigen
Preis
von
60,-
M
angeboten.
Diese
Gelegenheit
wurde
genutzt,
so
dass
das
Läuten
werktags
(6°°,
12°°
und
18°°
Uhr)
wieder
eingeführt
werden
konnte.
Leider
musste
das
regelmäßige
läuten
nach
ein
paar
Jahren
eingestellt
werden,
weil
der
Dachstuhl
sehr
darunter
litt
(morsches
Balkenwerk).
Nur
bei
Todesfällen
und
am
Silvester
(24:00
Uhr)
wurde
der
Glockenschlägel
von
Hand
noch
bedient
(d.h.
man
musste
in
den
Turm,
ins
Freie
steigen
und
den
Glockenschlegel
von
Hand
hin
und
her
schlagen).Nach
der
Instandsetzung
und
Stabilisierung
des
Dachstuhls
2006
kann
man
nun
wieder
die
Glocke
mittels
Seil
vom
Dachboden aus läuten. (weitere Infos zum läuten unter "Kurt Endt" siehe unten)
Die übernommene Glocke trägt die Jahreszahl „1564“ sowie die folgende Inschrift:
- VERBUM DOMNI MANET IN ETERNUM
- GOTTES WORT PLEIWET EBIGLICHG
(erst lateinisch, dann deutsch „….PLEIWET EBIGLICHG“ = bleibt ewiglich)
Seit 1956 musste der Schulkeller verankert und ein zweiter Stützpfeiler am Gebäude Nr.27c angebracht werden, da sich die
Grundmauer gesenkt hatte und die südliche Hausfront abzurutschen drohte.
Am
08.04.
1967
wurde
der
Turm
von
den
Bürgern
Frieder
Loos,
Werner
Feustel
und
Dietmar
Hofmann
eingerüstet,
vom
Klempnermeister
Kurt
Köthe
aus
Scheibenberg
mit
Aluminiumblech
eingefasst,
Blitzschutzanlage
durch
Firma
Ernst
Schubert,
Scheibenberg,
erneuert
(alte
Wetterfahne
war
verwittert
und
musste
abmontiert
werden)
und
Schieferdach
durch
Dachdeckermeister
Martius,
Scheibenberg,
umgedeckt.
Nach
dem
Anstrich
der
Holzverkleidung
durch
Malermeister
Fritz
Wagner,
Scheibenberg,
wurde
am
10.07.
1967
wieder
abgerüstet.
Die
Schornsteinköpfe
wurden
drei
Jahre
später
neu
aufgemauert.
Die
Dorfschule
ist
seit
01.02.1985
als
denkmalgeschütztes
Gebäude
vom
Landkreis
eingestuft
und
registriert
worden. Es ist übrigens das einzige anerkannte Kulturdenkmal des Ortes.
1986
wurden
die
abgelaufenen
schiefen
Treppenstufen
mit
Terrazzoplatten
versehen.
Der
Einbau
wurde
von
Kurt
Endt
und
Sohn
Rüdiger
ausgeführt.Nach
der
Wende
1992/93
wurde
für
100.000,-
DM
die
alte
Dorfschule
saniert,
90%
der
Kosten
wurden
vom
Freistaat
Sachsen
getragen.
Angeschafft
wurden
unter
anderem,
2
neue
Zifferblätter
mit
dem
nun
unverwechselbaren
roten
Zentrum.
Die
Zeiger,
welche
völlig
verwittert
waren,
wurden
nach
einigen
Versuchen
durch
die
Oberscheiber
Bürger
Rüdiger
Endt
und
Bürgermeister
Wolfgang
Kreißig
neu
hergestellt
und
anschließend
vergoldet.
Außerdem
bekam
die
Dorfschule
ein
komplett
neues
Schieferdach
und
einen
neuen
Außenanstrich
auch
wurden
die
Blitzschutzanlage
erneuert
und
verschieden
Bleche
wurden
durch
Kupferblech
ersetzt.
Nachdem
die
Baumaßnahmen
abgeschlossen
waren,
thronte
auch
wieder
eine
Wetterfahne
auf
dem
Turm
der
alten Dorfschule.
Am
01.01.
1950
übernahm
Frau
Waltraude
Endt
geb.
Hofmann
in
Ortslage
Nr.6
(heute
Fam.
Kreißig)
die
Poststelle,
die
mit
in
der
Wohnung
untergebracht
war.
Seit
1954
befand
sich
die
Poststelle
einschließlich
Lottoannahmestelle
in
der
ehemaligen
Dorfschule. Ab 1963 wurde ein neuzeitlich eingerichtetes Postdienstzimmer (mit Schalter) eröffnet.
Als
beste
Poststelle
im
Wettbewerb
des
Kreises
wurde
Oberscheibe
1958/1959
mit
einer
Urkunde
geehrt.
Die
Poststellenverwalterin
war
gleichzeitig
Rentenzahlerin.
1954
waren
mtl.
Rund
2.200,-M
an
30
Rentenempfänger
(durchschnittlich
73,-M)
auszuzahlen.
1955
konnten
in
8
Monaten
8.500
Stück
Losscheine
in
der
Lottoannahmestelle
(Poststelle) umgesetzt werden, das ist wöchentlich rund 1 Tippschein pro Einwohner von Oberscheibe.
Ab
dem
27.04.
1987
befand
sich
die
Volksbibliothek
im
ehemaligen
Schulgebäude
1.
Stock,
Ortsl.Nr.27c.
Das
Mobiliar
fertigte
der
Tischlermeister
Loos
an.
Die
gemeinde
stellte
rd.
2.000,-M
aus
eigenen
Mitteln
(für
Regale,
Tisch,
Gardinen,
Fußbodenbelag)
zur
Verfügung.
Anlässlich
der
Inbetriebnahme
des
neuen
Büchereiraumes
überbrachte
die
Kreisbibliothekarin die besten Wünsche und eine Einpflanzung. 1987 wurden 67 Leser verzeichnet bei 695 Entleihungen.
Modernisierung der alten Dorfschule 2005/2006
Die
Meinungen
der
Bürger
von
Oberscheibe
waren
sehr
unterschiedlich,
so
gingen
die
Meinungen
vom
Abriss,
nur
die
Fassade
erhalten
bis
hin
zur
aufwendigen
Erhaltung
der
Dorfschule.
Da
das
Dorfprogramm
mit
Fördergeldern
unterstützt
wurde,
ist
diese Sanierung so möglich gewesen, wenn auch der Eigenanteil aufgebracht werden musste.
Im
Januar
2005
begann
der
Bauhof
Scheibenberg
Zwischenwände,
Türen,
Toiletten
und
das
Bad
im
Erdgeschoss
zu
demontieren
um
Baufreiheit
zuschaffen.
Seit
Mai
2005
gingen
die
Handwerker
in
der
alten
Dorfschule
ein
und
aus.
Die
komplette
Innensanierung
und
die
Sicherungsmaßnahmen
des
Gebäudes
hatten
begonnen.
Es
zeichnete
sich
aber
ab,
das
sich
die
Dorfschule
in
einem
sehr
schlechten
Zustand
befand.
Die
Feuchtigkeit
im
Mauerwerk
und
dem
Balkenwerk
im
Dach
hat
der
Dorfschule
extrem
zugesetzt.
Durch
genauere
Untersuchungen
wurden
erhebliche
Mängel
am
Mauerwerk
(Rissbildung)
und
Balkenwerk
festgestellt
(Pilz
und
Insektenbefall).
Im
Juni
2005
lagen
dem
Stadtrat
entsprechende
Gutachten
der
erdbaustatischen
Berechnungen
einschließlich
Sicherungsvorschlag
vom
Planungsbüro
Graupner
GmbH
Chemnitz und vom Sachverständigenbüro Holz- und Bautenschutz Andreas Grundler und Sohn aus Langenweißbach vor.
Folgende Arbeiten wurden bei der Sanierung durchgeführt:
- Abwasseranbindung
- Trockenlegung des Gebäudes
- Sanierung des Kellers
- Sanierung des Treppenhauses
- erneuern der Fassade
- Naturstein - Fassade
- Dämmung des Spitzbodens
- Holzschutz-Sanierung von Holzbauteilen
- Erneuerung der Fenster und Außentüren
- verschiedene Estricharbeiten
- herrichten der Außenanlagen
- Ausbau der kommunalen Räume
- Ausbau der Wohnung
Die
Wohnung
im
ersten
Stock
wurde
den
heutigen
Standards
angepasst,
denn
in
der
Wohnung
war
noch
kein
Bad
und
keine
Zentralheizung
vorhanden.
Im
Juli
wird
auf
Wunsch
der
Bürgerschaft
von
Oberscheibe
ein
Spendenkonto
eingerichtet
-
nach
dem
Motto
"Für
unsere
alte
Dorfschule
im
Ortsteil
Oberscheibe"
Den
schönen
Herbst
2005
konnten
man
beim
Sanierungsprogramm
der
alten
Dorfschule
gut
nutzen
und
gebrauchen.
Die
Risse,
die
sich
quer
durch
das
gesamte
Mauerwerk
befanden,
wurden
sehr
aufwendig
beseitigt.
Der
Erker
wurde
abgerissen
und
ein
neuer
wurde
wieder
neu
angebaut.
Nach
einigen
Schwierigkeiten
geht
der
Innenausbau
zügig
voran.
Die
Wohnung
im
1.
Stock
ist
im
September
2005
rohbaufertig.
Diese
abgeschlossene
Wohnung
besteht
aus
Wohnzimmer,
Küche,
Bad,
Toilette,
Schlafzimmer,
Kinder-
oder
Arbeitszimmer
und
Flur.
Aber
immer
wieder
treten
neue
Überraschungen
ans
Tageslicht.
Die
Balken
des
alten
Turmes
der
Dorfschule, wo die Glocke befestigt ist, waren zu erneuern. Die Gestänge für die Turmuhr laufen auch auf diesem Balkenwerk.
Es ist ein zusätzlicher Kostenaufwand, der in der Planung so nicht vorgesehen war. Zur Weihnachtszeit 2005/06 hat die
Turmbeleuchtung den Dienst bereits wieder aufgenommen. Anfang 2006 kann sich jeder Oberscheibener, Scheibenberger
und Gast vom Umbau der alten Dorfschule von innen und außen über das Geschaffene überzeugen und erfreuen. Im März
steht die Übergabe der „Alten Dorfschule“ kurz bevor. Die Heizung läuft und aufgestellte Luftentfeuchter sollen noch die
letzte Feuchtigkeit aus den Außenwänden ziehen. Beim Innenausbau wurde fast alles verändert, ob in der Wohnung, die sich
im 1. Stock befindet als auch im Erdgeschoss mit einem großen Versammlungsraum, der für viele Zwecke in Zukunft genutzt
werden kann. Bei der Übergabe kann sich ja jeder selbst überzeugen. Ende März wurde ein Mieter für die Wohnung gefunden
und so wurde ab 1. Mai 2006 die alte Dorfschule wieder bewohnt.
Hier die Positionen von Fördergeldern, Ausgaben, geplante Eigenanteile und voraussichtlich
benötigte Eigenanteile.
Fördermittel
162.390,00€
darunter:
für Beratungsleistung 2004
370,00€
Bauleistung 2005
115.252,00€
Bauleistung 2006
46.768,00€
Ausgaben bis 09.08.2005
33.571,62€
darunter:
für Beratungsleistung 2004
2.523,70€
Planung, Bauleistung 2005
31.047,92€
Geplante Eigenanteile
50.000,00€
darunter für:
2004
10.000,00€
2005
10.000,00€
2006
20.000,00€
2007
10.000,00€
Vorraussichtliche benötigte Eigenanteile
87.883,70€
darunter für :
2004
2.153,70€
2005
40.448,00€
2006
32.082,00€
2007
13.000,00€
Das sind aus damaliger Sicht die Kosten für die Sanierung der Dorfschule bis zum Jahr 2006.
Natürlich konnte keiner voraussagen, ob nicht weitere Kosten entstehen, schließlich ist
dieses Gebäude 129 Jahre alt.
Übergabe der "Alten Dorfschule" 6. & 7. Mai 2006
Am 6. Mai 2006 konnte das neue Dorfgemeinschaftshaus seiner Bestimmung übergeben
werden. Die Wiedereröffnung wurde im Rahmen einer kleinen Festlichkeit würdig
gefeiert.
Um 13.30 Uhr läutete Bürgermeister Wolfgang Andersky und Ortsvorsteher Werner Gruss
sowie Zimmermann Ralf Kretzschmar unsere Dorfschulglocke. Für diese Glocke wurde
die Aufhängung komplett erneuert. Jeder konnte sich vom morschen Balkenwerk an
einem Muster selbst überzeugen.
Schlug die Glocke in den letzten Jahren nur, wenn ein Bürger verstarb, war es dieses Mal
ein freudiges Ereignis. So konnte seit über 40 Jahren am 05.05.2006 um 15.00 Uhr zum
ersten
Mal das Schlagwerk wieder in Betrieb genommen werden. Es schlägt alle Viertelstunde
und zu jeder vollen Stunde. Für viele Oberscheiber war dies eine große Überraschung und
Freude zugleich.
Es war kein übliches Bauvorhaben, denn jeder weiß, wie viel Unvorhergesehenes bei der
Sanierung eines alten Gebäudes auftreten
kann. Und dies gab es zur Genüge. Herr
Loos vom Amt ländlicher Neuordnung
Oberlungwitz gab uns auch die Ehre und kam der Einladung gerne nach und
überzeugte sich von dem Geschaffenen in Oberscheibe. Zum Gelingen dieser
Festtage trugen viele bei.
Die musikalische Unterhaltung übernahmen die Posaunenbläser der St.
Johannes Kirche Scheibenberg, die Jagdhornbläser unter der Leitung von
Siegfried Illing, der auch mit so mancher Episode die Gäste zum Lachen
brachte. Fürs Tanzbein spielte am Sonnabend abends Jochen Geißler auf.
Florian Josiger zeigte den Besuchern geschichtliches aus Oberscheibe und
Scheibenberg. Der Stadt und Landfotograf Fromut Naumann unterhielt die
Besucher in seiner gewohnten Art und Weise mit einem Lichtbildervortrag.
Natürlich durften auch die Kleinsten nicht fehlen, der Kindergarten unterhielten die Gäste mit einem kleinen Programm. Eine
kleine Andacht
von Pfarrer Schmidt Brücken, welche wieder mit der Glocke eingeläutet wurde
und die Lesung von Altbürgermeister Kurt Endt waren weitere zwei
Höhepunkte. Schließlich bewohnte er knapp 50 Jahre die Wohnung im ersten
Stock. Erfreulich für die Ortschaftsräte war, dass an allen Tagen der
Gemeinschaftsraum brechend voll war und zusätzlich Sitzgelegenheiten
benötigt wurden. Für das leibliche Wohl war wieder einmal die Feuerwehr
Oberscheibe verantwortlich und sorgte dafür, dass keiner hungrig nach Hause
gehen musste. Natürlich stillte auch ein einheimisches, gutes Fiedler-Bier den
Durst. Viele Einwohner von Oberscheibe, die noch in diesen Räumen
unterrichtet wurden, nahmen an den Feierlichkeiten teil und besichtigten alles
genau, wurden doch alte Erinnerungen wieder wach. Bis auf wenige wollte
keiner dieses Ereignis verpassen.
Jetzt kann man sagen, unsere „Alte Dorfschule“ präsentiert sich in neuem
Glanz und bleibt unseren Nachkommen erhalten.
Von Jens Ingo Kreißig wurde seine neu bezogene Wohnung an beiden Tagen zur Besichtigung zur Verfügung gestellt. Viele
Oberscheiber und Besucher nahmen diese Angebot wahr und besichtigten die neue Wohnung im ersten Stock der alten
Dorfschule.
Kurt Endt - wohnte 50 Jahre in der Dorfschule (1954-2004)
Am 31. Dezember 2004, kurz vor 24.00 Uhr stieg unser Altbürgermeister Kurt Endt das letzte Mal
zur „Dorfschulglocke“, um das neue Jahr mit dem Glockenklang zu begrüßen. Beim
Silvesterläuten sind es 1.000 Handbewegungen zum Anschlagen des Glockenschlegels.
Auch als letzte Ehre eines verstorbenen Bürgers von Oberscheibe läutete er immer 18.00 Uhr die
Glocke.
Gleichzeitig betreute Kurt Endt ca. 40 Jahre lang unsere Turmuhr. Sie musste wöchentlich einmal
aufgezogen werden. 42 Umdrehungen sind dabei immer nötig gewesen, um das Gewicht
hochzuziehen. Herr Kurt Endt rechnete es sich aus, dass er dies 87.360 Mal in den Jahren tat.
Zur November-Ortschaftsratssitzung 2004 gab er den Ortschaftsräten bekannt, dass er aus
gesundheitlichen Gründen und seines fortgeschrittenen Alters (81 Jahre), dieses aus
Sicherheitsgründen nicht mehr durchführen kann. Mit Verständnis nahm der Ortschaftsrat dies
zur Kenntnis, verbunden mit großer Dankbarkeit für die getane Arbeit in den letzten Jahrzehnten.
Sollte es dies in Zukunft alles nicht mehr geben? Es wäre ein Stück Dorfgeschichte, was sterben
würde. Für das Aufziehen der Turmuhr wurde Bauhofleiter Peter Weißflog eingewiesen. Die
Ortschaftsräte waren nun gezwungen eine Lösung zu beraten, wie es mit dem Läuten
weitergehen soll. In der heutigen Zeit wird es aber sehr schwierig sein, diese Tradition
fortzusetzen, da alle Ortschaftsräte im Berufsleben stehen und teilweise im 3-Schicht-System
arbeiten.
Natürlich wurde diese alte Tradition nicht eingestellt. 2 Einwohner von Oberscheibe erklärten
sich damals bereit, die Glocke bei den oben erwähnten Anlässen zu läuten.
Mit der Modernisierung der Dorfschule, wurde die Glocke wieder mit einem Zugseil versehen.
Dadurch ist das mühsame Einsteigen in den Turm nicht mehr nötig. Jetzt kann vom Dachboden
aus, die Glocke geläutet werden. Kurt Endt zählte beim Silvesterläuten 1.000 Glockenschläge,
welche er von Hand mittels Anschlagen des Glockenschlegels verrichtete.
Mit dem Anbringen des Zugseiles an die Glocke, wurde das Läuten auf eine Zeitangabe umgestellt. So wird zu Silvester um
24:00 Uhr, 15min geläutet und so das neue Jahr begrüßt. Das entspricht ca. 1080 Glockenschlägen.
Bei der letzten Ehre für die verstorbenen Bürger von Oberscheibe, wird 10min die Dorfschulglocke geläutet.
Neu hinzugekommen ist das Läuten, wenn im Dorfgemeinschaftshaus ein Gottesdienst stattfindet. Die Ev.-Luth. St. -
Johannis Kirchgemeinde Scheibenberg führt seit 2011, 2-mal im Jahr, Gottesdienste hier durch.
Im November 2006 übernahm der damalige Bewohner der Dorfschule Jens Ingo Kreißig die ehrenvolle Aufgabe des Läutens.
Doch drehen wir die Zeit einmal viel weiter zurück, da steht in einem Zeitungsartikel vom Freitag, dem 29. Mai 1931:
„Oberscheibe. Hohes Alter. Frau Selma verw. Stoll, geb. Pöschel, die 20 Jahre lang die Schulreinigungsarbeiten ausführte und
auch längere Zeit treu und gewissenhaft das Läuten der Schulglocke in der Dorfschule besorgt hat, feiert heute ihren 70.
Geburtstag. Sie erfreut sich ob ihres biederen Wesens und ihrer Gewissenhaftigkeit der Achtung und Wertschätzung der
Ortseinwohner.“ Wie Sie sehen, hat sich auch vor Jahrzehnten immer jemand bereit erklärt, Gewohntes weiter zu erhalten,
und so sollte es auch in unserem Oberscheibe beibehalten werden.
Auszug aus dem Amtsbaltt
Anlehnung an den Artikel aus dem Amtsbaltt
Dorfschule in den 90iger Jahren